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Hermann Nitsch - The Movie
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Hermann Nitsch The movie a documentary by Daniela Ambrosoli

INTERVIEW MIT REGISSEURIN DANIELA AMBROSOLI
Wien - July 2011

Wie kam es zu Ihrer ersten Begegnung mit Nitschs Werk und was hat dieses in Ihnen ausgelöst?

Ich kannte das Werk Hermann Nitschs nicht. Meine Lebenserfahrung brachte mich eher mit der Psychologie des Menschen in Kontakt, und kulturell befasse ich mich seit über 20 Jahren mit der Unterstützung der Ausbildung professioneller Tänzer und Musiker.
Per Zufall begegnete ich Rita Nitsch in einem Wellness Hotel in Österreich. Der Begegnung mit Hermann Nitsch und seinem Werk erfolgte zuerst durch Forschungen im Internet und dann durch die Lektüre vieler Bücher, welche über ihn publiziert wurden. Ein wahrer Schock für mich!

Was war überhaupt der Auslöser für Sie, eine Dokumentation über Nitsch zu drehen?

Meine Forschungen ergaben, dass es noch keinen Dokumentarfilm gab, welcher sich mit dem Menschen Nitsch auseinander gesetzt hatte. Das Ziel meines Films war, am Ende heraus zu finden, welcher Mensch hinter solch grausamen Aktionen steht.

Wie konnten Sie Hermann Nitsch für Ihr filmisches Vorhaben gewinnen?

Im Juli 2008 reiste ich ins Schloss nach Prinzendorf, zusammen mit meinem Skript. Dort begegnete ich auch einigen engen Freunden Nitschs. Der neapolitanische Verleger und Kunstsammler Beppe Morra, sowie der berühmte italienischen Kunstkritiker Achille Bonito Oliva (ABO). Giuseppe Zevola, neapolitanischer Künstler und Assistent Nitschs war auch anwesend. Nitsch und seine Lieben zeigten sich begeistert über mein Filmprojekt und so fing alles an ...

Sie haben den Film über eine längere Zeit gedreht - was ist Ihnen besonders an der Person Nitschs in diesem Zeitraum aufgefallen?

Nitsch ist ein ausserordentlich kluger und lieber Mensch, welcher bereits im Alter von 19 Jahren seine Vision das „Orgien Mysterien Theater O.M.T.“ und das „6 Tage Spiel“ entworfen hatte. Unermüdlich hat HN während 40 Jahren, trotzt Verfolgungen, Verleumdungen und sogar drei Aufenthalte in österreichischen Gefängnissen, auf sein Ziel hin weiter gearbeitet. Und er hat dieses Ziel auch hundertprozentig erreicht. Seine Persönlichkeit zeigt genau das Gegenteil der Brutalität seiner Aktionen. Er und seine Frau Rita lieben Tiere über alles. Somit leben sie auch im Schloss Prinzendorf mit unzähligen Kleint ieren und sogar zwei Esel sind dort zu finden ..., welche sie persönlich mit viel Engagement und Herzlichkeit betreuen.

Wie stehen Sie heute zu seiner Kunst - hat sich auch da die Betrachtungsweise verändert?

Obwohl ich, wie schon gesagt, keine Kunsthistorikerin bin, konnte ich der Kunst von HN durch meine Filmarbeit näher kommen und diese verstehen und lieben lernen.

Welchen Schwierigkeiten sahen Sie sich während des Drehens gegenüber?

Mein Projekt war, den Menschen Hermann Nitsch in meinem Dokumentarfilm darzustellen. Somit waren Interviews mit seinen zahlreichen Freunden weltweit unerlässlich. Diese waren nicht alle leicht für dieses Projekt zu gewinnen. Und nicht zuletzt ergab die Suche nach kritischen Stimmen kein einziges Resultat!

Hat sich Hermann Nitsch in Ihre Entscheidungen als Regisseurin eingemischt oder auch mal „nein“ gesagt?

Hermann und Rita Nitsch waren von Anfang an vom Filmprojekt begeistert. Sie haben mir und meinem Filmteam die Wege so gut wie möglich geebnet. Ihr Schloss und Ihr Herz waren immer offen für uns. Unzählige Bücher, Archiv-Dokumente und DVDs wurden uns unentgeltlich zu Verfügung gestellt. Ich bin Hermann Nitsch äusserst Dankbar nie NEIN zu meiner Arbeit gesagt zu haben. Somit konnten wir den Dokumentarfilm im November 2009 zum ersten Mal einem ausgewählten Publikum an einem privaten Screening zeigen.